Seminar, Workshop, Moderation, Coaching oder Therapie - Was ist Was?

Seminar, Workshop, Moderation, Coaching oder Therapie – Was ist Was?

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Ideen, Inspiration, ErfindungEs ist schwierig, diese Begriffe sauber zu trennen. Vieles geht durcheinander und sie werden oft nicht richtig benutzt. Deshalb versuche ich hier eine Definition, wohl wissend, dass es zwischen den Formen der Unterstützung fließende Übergänge gibt. So können in einem Workshop plötzlich Probleme auftauchen, die nur durch ein Coaching zu lösen sind.  Ein Beispiel hierzu ist ein Coaching zu Führungskompetenzen, bei dem bei der Bearbeitung von Konflikten zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern bei dem einen oder anderen Teilnehmer unbeabsichtigt Schwierigkeiten im eigenen Vater-Sohn-Verhältnis offengelegt werden.

Es können auch beim Coaching einer Gruppe Konflikte sichtbar werden, die zuerst moderiert werden müssen, um eine fruchtbare Zusammenarbeit zu ermöglichen. Oder es stellt sich im Rahmen eines Life-Coachings heraus, dass therapeutische Maßnahmen notwendig sind.

Seminar

andere Namen dafür: Schulung, Qualifikationsmaßnahme, Ausbildung
Leiter der Maßnahme: Lehrer, Ausbilder, Seminarleiter, Schulungsleiter, Teacher
Fähigkeiten des Leiters: fachliches Wissen und didaktische Fähigkeiten
Ziel der Maßnahme: Wissensvermittlung
Form der Maßnahme: Frontalunterricht, Lehrgespräch
Sonstiges: reine Seminare werden heute meist nur noch bei einem großen Teilnehmerkreis angewendet.

Workshop

anderer Namen dafür: Ausbildung
Leiter der Maßnahme: Lehrer, Ausbilder, Workshop-Leiter
Fähigkeiten des Leiters:  fachliches Wissen und didaktische Fähigkeiten
Ziel der Maßnahme: Wissensvermittlung
Form der Maßnahme: Frontalunterricht, Lehrgespräch und angeleitete Arbeit der Teilnehmer
Sonstiges:  durch das selbstständige Erarbeiten von Inhalten ist der Lernerfolg höher, der Zeitbedarf allerdings auch

Moderation

anderer Namen dafür:  Konfliktlösung
Leiter der Maßnahme:  Moderator, Evaluator, Faciliator
Fähigkeiten des Leiters: prozedurales Wissen und Fähigkeiten zu psychologischen Interventionen
Ziel der Maßnahme: Beilegung eines Konflikts, Klärung von Meinungsverschiedenheiten, gemeinsame Suche nach Lösungen
Form der Maßnahme: Gespräch und angeleitete Arbeit der Teilnehmer
Sonstiges: Moderation ähnelt dem Coaching ,es nehmen aber immer alle Konfliktpartner teil

Therapie

Leiter der Maßnahme: Therapeut, Facharzt
Fähigkeiten des Leiters: therapeutische Fähigkeiten, Wissen über therapeutische Interventionen, Approbation zum Therapeuten
Ziel der Maßnahme: Heilung oder Linderung einer psychischen oder psychosomatischen Erkrankung
Form der Maßnahme: sehr unterschiedliche, abhängig von der vom Therapeuten gewählten Interventionsart
Sonstiges:  zwingend notwendig bei ernsthaften psychischen Störungen oder Erkrankungen

Coaching

andere Namen dafür: Begleitung
Leiter der Maßnahme: Coach, Begleiter, Consultant
Fähigkeiten des Leiters: hohes prozedurales Wissen und Fähigkeiten zur psychologische Intervention
Ziel der Maßnahme: Persönlichkeitsbildung (Personal Coaching), Lebenshilfe (Life Coaching), Zielfindung, Hilfe in schwierigen Situationen
Form der Maßnahme: unterschiedliche, der Coach begleitet den Prozess, die inhaltlichen Lösungen kommen von den Teilnehmern
Sonstiges: Heute wird vieles Coaching genannt, was eigentlich ein Workshop oder ein Seminar ist. Ein Coach kann und darf bei ernsthaften psychischen Störungen oder Erkrankungen nicht eingreifen.

Coaching oder Therapie

Schwierig ist vor allem die Abgrenzung zwischen Coaching und Therapie. Ein sicheres Merkmal ist, dass der Klient eines Coachs eigenständig Lösungen für seine Probleme finden kann, der Patient eines Therapeuten ist dazu aufgrund seiner Störung oder Erkrankung mindestens temporär nicht in der Lage. Deshalb muss der Therapeut die Verantwortung für seinen  Patient übernehmen, während der Coach die Verantwortung für das Handeln ganz beim Klienten lassen sollte. Das bedeutet auch, dass der Coach keineswegs ein Guru sein darf, der den Klient in Abhängigkeit hält.

Der Coach muss trotzdem ein gewisses Maß an Verantwortung übernehmen. Stellt er nämlich fest, dass der Klient nicht (mehr) eigenständig handeln kann, muss er das Coaching einstellen und die Behandlung dem Therapeuten überlassen. Es gibt Graubereiche, denn es ist schwer zu entscheiden, wann ein Problem zur Störung oder Erkrankung wird. Der Coach muss sauber unterscheiden, was nicht mehr in seinen Tätigkeitsbereich fällt, Eine Hilfe ist dabei die „Internationale Klassifizierung psychischer Störungen (ICD-10)“.

Autor: Roland Scherer

Roland Scherer, Jahrgang 1951, Buchautor, systemischer Personal und Life-Coach. Ausbildung und Zertifizierung zum Psychologischen Berater und Coach. Sein Schwerpunk liegt auf lösungsfokussierte Gesprächsführung, systemisches Denken und Handeln und Aufstellungen. Er praktiziert seit Jahren im Rahmen der Begleitung seiner Klienten Systemische Aufstellungen, wobei er die Systemische Struktur-Aufstellung nach Insa Sparrer und Mathias Varga von Kibéd als besonders hilfreich erfahren hat.

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