Pausen sind produktiv

Pausen sind produktiv

Viele Arbeitnehmer und noch mehr Selbstständige lassen bei der Arbeit die Pausen aus eigenem Antrieb ausfallen, sogar die vom Gesetzgeber vorgeschriebenen. Es wird durchgearbeitet. Sie kommen sich dann besonders fleißig und produktiv vor und denken, sie würden mehr schaffen als die Kollegen, die „skrupellos“ Pausen nehmen.

Pausen sind notwendig

Tatsächlich ist das Gegenteil richtig. Die Leistung nimmt eindeutig ab, wenn Sie sich nicht regelmäßig die Zeit für eine Pause gönnen. Vor allem bei langweiliger Arbeit brauchen Sie häufiger eine Pause, um leistungsfähig zu bleiben.

Wenn wir arbeiten, kommt irgendwann ein Tief. Das müssen wir akzeptieren und ihm mit einer Pause entgegenwirken. Diese Pause sollten wir sinnvoll verbringen. Sie darf nicht darin bestehen, am Smartphone in den sozialen Netzen unterwegs zu sein. Das führt nicht zu einer Erholung, denn es ähnelt zu sehr unserer Büroarbeit, unser Gehirn nimmt diese Tätigkeit nicht als Pause wahr. Am besten gehen Sie an der Luft und erfreuen sich und Ihre Augen mit dem Anblick von frischem Grün.

Raucherpausen

Früher – lang ist’s her – war das einfach. Da habe ich noch geraucht, und nach 1 ½ Stunden war der Suchtdruck so stark, dass ich raus musste, „eine rauchen“. In der Raucherecke habe ich dann Kollegen getroffen und ich habe den Klön aus den anderen Abteilungen gehört.

Als ich dann mit diesem Laster aufgehört habe, hat mir doch etwas gefehlt. Natürlich auch die Zigarette, aber vor allem fühlte ich mich weniger leistungsfähig. Und dann bin ich dahinter gekommen: mir fehlte die Pause. Ich habe mir fest vorgenommen, wie gewohnt alle 1 ½ Stunden eine Pause zu machen, habe es aber immer wieder vergessen.

Ein toxischer Vorgesetzter

Ich hatte eine Zeitlang einen Chef, der war nur zufrieden, wenn alle seine Mitarbeiter pausenlos in den Bildschirm starrten und auf der Tastatur klimperten. Und das in einer Entwicklungsabteilung! Hat er damit eine höhere Leistung erzeugt? Keineswegs! Unsere Produktivität war wirklich nicht besonders, auch weil wir alles unternommen haben, um heftiges Arbeiten vorzutäuschen!

Auch Feierabend ist eine Pause

Eine echte Pause haben Sie nur dann, wenn Sie nicht mehr an die Firma denken und wenn das Geschäfts-Smartphone aus bleibt. Wenn Sie sich wirklich erholen wollen, sollten Sie trainieren, Gedanken an die Arbeit während Ihrer Freizeit loszulassen. Ich kenne einen Programmierer, der konnte das nicht. Ständig ging ihm das, was er tagsüber programmiert hatte, abends und nachts im Kopf herum. Anstatt Entspannungsübungen zu lernen, hat er diese Gedanken dann mit Gewalt ausgeschaltet: mit Alkohol. Das ist ihm gar nicht gut bekommen, nach ein paar Jahren hing er an der Flasche und konnte nicht mehr ohne Alkohol. Erst als er den Kampf gegen die Sucht gewonnen hatte, konnte er auch seine ständig kreisenden Gedanken an die Arbeit loslassen und sich wirklich entspannen.

Manche Leute halten sich für so wichtig, dass sie unbedingt 24/7 erreichbar sein müssen. Sicher ist, dass die wirklich wichtigen Leute nicht pausenlos erreichbar sind. Versuchen Sie einmal, einen Geschäftsführer in der Nacht zu erreichen! Der hat unter Garantie mehrere Filter eingebaut, um nicht erreichbar zu sein. Nur die Knechte sind immer erreichbar.

Gesundheitliche Probleme durch fehlende Pausen

Die deutsche Gesellschaft für Endokrinologie hat mit Messungen festgestellt, dass durch mangelnde Pausen das Gleichgewicht der Hormone aus dem Ruder läuft. Chronischer Stress ist die Folge, denn die auf Dauer schädlichen Hormone werden nicht mehr abgebaut. Ein Wort von Mann zu Mann: Chronischer Stress führt zu Libidoverlust und Impotenz.

Also: Fehlende Pausen machen krank und lassen die Produktivität sinken. Hören Sie also auf, sich für so unersetzlich zu halten, dass Sie keine Pausen machen können. Wenn Sie zum Beispiel einen Herzinfarkt bekommen, müssen Sie schließlich auch eine ganz lange Pause machen. Und die Firma wird auch daran nicht zugrunde gehen.

 

Autor: Roland Scherer

Roland Scherer, Jahrgang 1951, Buchautor, systemischer Personal und Life-Coach. Ausbildung und Zertifizierung zum Psychologischen Berater und Coach. Sein Schwerpunk liegt auf lösungsfokussierte Gesprächsführung, systemisches Denken und Handeln und Aufstellungen. Er praktiziert seit Jahren im Rahmen der Begleitung seiner Klienten Systemische Aufstellungen, wobei er die Systemische Struktur-Aufstellung nach Insa Sparrer und Mathias Varga von Kibéd als besonders hilfreich erfahren hat.

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