Komplexität im Projekt

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Chaos im Projektmanagement

Schöne heile Projektwelt!

Heute kann beim Projektmanagement nichts mehr schief gehen.

Es gibt jede Menge elektronische Tools, die dem Projektmanager das Denken abnehmen. Er braucht diese Tools nur richtig zu bedienen, schon klappt das ganze Projekt. Und dann gibt es natürlich noch die vielen Prozesse, Regeln und Vorlagen, die von den Firmen den Projektleitern an die Hand gegeben werden und ihm den Weg weisen. Auch die müssen nur richtig angewendet und ausgefüllt werden, schon ist das Management zufrieden und alles ist im grünen Bereich.

Und das Beste: die Bedienung der Tools und die Befolgung der Regelwerke ist kein Hexenwerk, das kann in ein oder zwei Wochen gelernt werden. Danach ist der Anfänger, wenn er Fleiß und guten Willen zeigt, also ein unfehlbarer Projektleiter, der jedes Projekt mühelos stemmt.

Schöne, heile Projektwelt?

Was mich daran allerdings zweifeln lässt, sind zum einen meine eigene langjährige und zum Teil leidvolle Projekterfahrung.  Zum anderen verfehlen 40-60% der Projekte ihre Zeit-, Kosten- und Qualitäts-Ziele oder werden sogar ergebnislos abgebrochen.

Ich habe mich gefragt, woher das kommt und bin inzwischen der Meinung, dass Projekte, die diesen Namen auch verdienen, komplex sind und somit zwangsläufig ein chaotisches Verhalten zeigen.

Chaos ist nichts Schlimmes! Fast alles in unserem Leben ist chaotisch, angefangen beim Wetter über das Zusammenleben von Menschen bis hin zu unserer Stromversorgung. Nur sollte man nicht versuchen, das Chaos mit Regelwerken zu beherrschen. Komplexe Systeme mit  komplizierten Regeln beherrschen zu wollen führt zu einer zusätzlichen Steigerung der Komplexität.

Die Quellen der Komplexität

Die Komplexität in Projekten rührt aus drei Quellen:

  • Ein wesentlicher Faktor im Projekt ist der Mensch, und der Mensch agiert nicht vorhersehbar.
  • Die Randbedingungen eines Projekts werden während der Durchführung geändert.
  • Das Ziel des Projekts wird zur Projektlaufzeit geändert

Allein die Zusammenarbeit von Menschen führt schon zu erheblich nichtlinearem Verhalten des Gesamtsystems. Wer von Ihnen verheiratet ist oder mit einem Partner zusammenlebt, weiß wovon ich rede.

Chaotische Systeme kann man nicht mit Regeln und Vorschriften beherrschen, das bringt nur eine Scheinsicherheit. Was hilft, ist viel Erfahrung, Können statt Wissen. Mein Mathematikprofessor sagte immer: „Wenn es um die Lösung von Differentialgleichungen geht, hilft die Methode des genaueren Hinschauens.“

Meine Empfehlungen

  • Kümmern Sie sich um die Menschen im Projekt! Versuchen Sie deren Interessen zu verstehen! Ihr Verhalten sieht manchmal chaotisch aus, ist aber von ihnen selbst aus gesehen völlig logisch. Nur kann ein Außenstehender diese Logik oft nicht immer begreifen.
  • Sie brauchen als Projektleiter einen gut gefüllten Methodenkoffer, der Ihnen hilft, mit Menschen umzugehen. Fachliches Wissen ist zwar nützlich, hilft Ihnen aber im Projekt nur wenig weiter. Als Projektleiter müssen Sie Menschen coachen können.
  • Zurren Sie möglichst bald die Ziele und Randbedingungen des Projekts fest! Bei kürzeren Projekten hilft das. Wenn Sie aber ein Projekt haben, das länger als ein Jahr dauert, kann niemand unveränderte Ziele und Randbedingungen garantieren.
    Lernen Sie hier von agilen Methoden, die Änderungen begrüßen und integrieren.

Autor: Roland Scherer

Roland Scherer, Jahrgang 1951, Buchautor, systemischer Personal und Life-Coach. Ausbildung und Zertifizierung zum Psychologischen Berater und Coach. Sein Schwerpunk liegt auf lösungsfokussierte Gesprächsführung, systemisches Denken und Handeln und Aufstellungen. Er praktiziert seit Jahren im Rahmen der Begleitung seiner Klienten Systemische Aufstellungen, wobei er die Systemische Struktur-Aufstellung nach Insa Sparrer und Mathias Varga von Kibéd als besonders hilfreich erfahren hat.

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