Ab in die Urne? - Mitarbeiter 55+ Erfolgsfaktoren im Projektmanagement

Ab in die Urne? – Mitarbeiter 55+ Erfolgsfaktoren im Projektmanagement

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GraburneIch war damals ein junger Mann, aber ich kann mich noch gut an das Rauschen im Blätterwald erinnern: Der Chef einer IT-Firma hatte verkündet, in seiner Firma werde alles, was die 35 überschreite, gekündigt: „So alte Leute haben ja keine Ideen mehr!“ Heute spricht niemand mehr von dieser Firma, auch ich habe den Namen vergessen – der Chef hatte wohl keine neuen Ideen mehr, er war schließlich über 65.

Heute liest man in der Masterarbeit von Lisa Simon, die eine Befragung von Führungskräften durchgeführt und herausgefunden hat, dass diese inzwischen ganz anders und viel positiver über Mitarbeiter jenseits (für mich diesseits) der 55 denken. „Ja“, werden Sie sagen, „der demografische Wandel! Fachkräftemangel! Da muss man auch die Alten nehmen.“

Das ist so nicht richtig. Vom Fachkräftemangel kann keine Rede sein, im Kapitalismus regelt sich ja alles über Angebot und Nachfrage. Und die Fachkräfte sind seit Jahren nicht teurer geworden, Löhne sind real kaum gestiegen. Gäbe es einen Mangel, dann würde um die Fachkräfte auch über den Lohn gekämpft. (Dazu auch die Vorträge in You Tube von Prof. Gerd Bosbach über das Lügen mit Statistiken) Und es gibt immer noch Firmen, die ältere Mitarbeiter mit einer Prämie zum Aussteigen überreden.  Was ist es also, was etliche Chefs ihre Meinung ändern lässt? Ältere Mitarbeiter leisten schließlich weniger, können nicht mehr so gut lernen, sind häufiger krank, weniger flexibel, zu teuer und behindern Innovationen – so jedenfalls die gängigen Vorurteile.

Natürlich gibt es einfallslose Sturköpfe unter den 55+ Mitarbeitern. Aber gibt es die nicht auch unter den 20‘ern? Statistisch jedenfalls haben sich die Vorurteile nicht bestätigt und Chefs, die nicht der Spur nach reden, sondern sich die Zahlen selbst anschauen, haben das auch gemerkt. Ältere Mitarbeiter haben Potentiale,  die bei entsprechender Förderung wertvoll für Unternehmen sind.

Mitarbeiter 55+ sind Erfolgsfaktoren im Projektmanagment

Und da kommen wir wieder zu unserem Kernthema, den Projekten. Vergleicht man die Anforderungen an Projektleiter und Mitarbeiter von Projekten mit dem, was Mitarbeiter 55+ zu bieten haben, stellt man fest, dass diese Mitarbeiter besonders geeignet sind und zu Erfolgsfaktoren im Projektmanagement werden.

Was sind die nützlichen Eigenschaften der 55+‘er? Nun, zum einen haben sie gelernt, ihre Meinung zu vertreten und brauchen außerdem niemandem mehr nach dem Munde zu reden, denn ihre Karriere haben sie gemacht. Sie haben also sowohl Überzeugungskraft als auch Durchsetzungsvermögen. Sie wissen mit Konflikten umzugehen und haben ein hohes Durchhaltevermögen, beides haben sie in ihrem Leben gelernt. Sie haben außerdem verinnerlicht, dass nichts so heiß gegessen wird, wie es gekocht wurde, gehen also ruhiger mit Herausforderungen und Ungewissheiten um. Zudem haben sie Zielorientierung und Selbstmanagement gelernt und hinreichend geübt. Und neben weiteren Fähigkeiten sind sie schließlich in der Firma gut vernetzt, wissen also, wo sie Hilfe bekommen und Widerstände zu erwarten haben.

Die Mischung macht es!

Ich möchte in keiner Abteilung oder Projekt nur mit 55+‘ern arbeiten, aber auch nicht in reinen 20’er Arbeitsgruppen. Die Mischung macht es! Schon Maria Montessori hat das Prinzip vertreten, dass es Lehrlinge, Gesellen und Meister geben muss, und so sollten alle Altersgruppen zusammenarbeiten.

Bevor man also die „Alten“ in der Linie hält, wo sie den Aufstieg jüngerer Mitarbeiter verhindern, sie abfindet oder auf Elefantenfriedhöfe abschiebt, können sie  Produktives tun, etwas, was sie beherrschen: Gebt ihnen Projekte oder stellt sie jüngeren Projektleitern als Berater zur Seite und lasst jüngere Projektmitarbeiter von ihnen lernen. Ihr Wissen und Können einfach zu vernichten, ist zu teuer. Auch wenn der Wert immateriell zu sein scheint, hat die Firma in der Vergangenheit ganz real dafür bezahlt.
Denken Sie also bei der Zusammensetzung Ihres nächsten Projektteams an eine gesunde Mischung der Mitarbeiter, auch was das Alter betrifft.

Autor: Roland Scherer

Roland Scherer, Jahrgang 1951, Buchautor, systemischer Personal und Life-Coach. Ausbildung und Zertifizierung zum Psychologischen Berater und Coach. Sein Schwerpunk liegt auf lösungsfokussierte Gesprächsführung, systemisches Denken und Handeln und Aufstellungen. Er praktiziert seit Jahren im Rahmen der Begleitung seiner Klienten Systemische Aufstellungen, wobei er die Systemische Struktur-Aufstellung nach Insa Sparrer und Mathias Varga von Kibéd als besonders hilfreich erfahren hat.

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