Resilienz – Kompetenz der Zukunft?

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Resilienz ist psychische Widerstandsfähigkeit

Laut Wikipedia ist Resilienz die „Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und als Anlass für Entwicklungen zu nutzen durch Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen.“
Es ist also keine Dickhäutigkeit, nicht einfach die Unempfindlichkeit gegen Stress und Belastungen. Es beschreibt auch nicht nur die Fähigkeit, Hart im Nehmen zu sein. Resilienz geht darüber hinaus, resiliente Menschen  nehmen Stress, Krisen und Rückschläge zum Anlass, sich weiterzuentwickeln.
Und erst gar nicht darf man Resilienz mit Narzissmus verwechseln. Narzissten sind zwar auch stressresistent, diese Fähigkeit gründet sich aber bei ihnen auf der Unfähigkeit, an sich selbst zu zweifeln und an grenzenloser Selbstüberschätzung. Wer Fehler aus voller Überzeugung immer bei anderen findet, kennt keine persönliche Krise.

„Kommen Sie aus Ihrer Komfort-Ecke heraus!“

Das ist heute ein gern und oft genutzter Satz, um Mitarbeiter, die anscheinend nicht „taff“ genug sind, anzuspornen, Belastungen klaglos zu ertragen. Wer sich keine Gedanken machen möchte, wie er seinen Mitarbeitern ein menschliches Umfeld bieten kann, in dem sie produktiv tätig sein können, benutzt diesen Satz um anzudeuten, dass „die anderen“ sich in ihrer sozialen Hängematte ausruhen würden. Mir ist aufgefallen, dass gerade diese Kritiker kaum in der Lage sind, auch einmal ihre eigenen Meinungen zu überdenken.

Resilienz heißt nicht klagloses Erdulden

Resilienz erlaubt uns, mit gesundem Stress fertig zu werden. Sie darf keine Ausrede sein, um Mitarbeitern immer mehr Belastungen aufzuladen, nach dem Motto: „Der Esel, der am wenigsten schreit, bekommt noch einen Sack auf den Rücken.“ Sie ist auch nicht dazu da, unhaltbare Zustände zu ertragen. Wenn Mobbing und Bossing um sich greift, wenn Kontrollfreaks das Sagen haben, wenn Bullshit-Aufgaben die Zeit fressen, dann ist nicht Resilienz gefragt, sondern die Änderung der Arbeitsumgebung. In einem Kernkraftwerk wird auch der Strahlenschutz erhöht und nicht nach strahlenresistenten Mitarbeitern gesucht. Die Aussage eines Chefs „Mich fragt auch keiner!“ ist kläglich, denn er wird gerade nicht dafür bezahlt, den Druck, den er erfährt, ungefiltert nach unten durchzureichen.

Resilienz dient dem Menschen

Resilienz als Fähigkeit, aus Stress, Rückschlägen und Krisen zu lernen, dient dem Mitarbeiter dazu, produktiver zu werden, ohne  seine Ressourcen zu erschöpfen. Ein resilienter Mitarbeiter  ersucht eher um Hilfe und ist in der Lage, Schwächen zuzugeben. In diesem Sinne ist auch eine Firma mit resilienten Mitarbeitern und Chefs produktiver. Die Frage, ob Resilienz dem Mitarbeiter oder dem Unternehmen  nutzt, ist also falsch gestellt.

„Resilienz ist kein Panzer, Resilienz ist ein Werkzeug!“

 

Autor: Roland Scherer

Roland Scherer, Jahrgang 1951, Buchautor, systemischer Personal und Life-Coach. Ausbildung und Zertifizierung zum Psychologischen Berater und Coach. Sein Schwerpunk liegt auf lösungsfokussierte Gesprächsführung, systemisches Denken und Handeln und Aufstellungen. Er praktiziert seit Jahren im Rahmen der Begleitung seiner Klienten Systemische Aufstellungen, wobei er die Systemische Struktur-Aufstellung nach Insa Sparrer und Mathias Varga von Kibéd als besonders hilfreich erfahren hat.

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