Eilig, dringlich, flüchtig ...
Eilig, dringlich, flüchtig ...

Eilig, dringlich, flüchtig …

| Keine Kommentare

Eisenhower-Schema

Eisenhower-Schema

Weil wir in vielen Sparten heute einen Kult der Dringlichkeit pflegen, arbeiten wir auf der Überholspur. Niemand unterscheidet mehr, was wirklich dringend oder wichtig ist, weil sich niemand mehr für eine solche Entscheidung Zeit nimmt. Schnelligkeit wird zu einer weit überschätzten Qualität. Jede Firma, jede Organisation, jede Arbeit wird getrieben von in vielen Fällen aufgesetzter und nur manchmal echter Dringlichkeit. Die ständige Verfügbarkeit der Arbeitnehmer durch die digitalen Medien bewirkt, dass von außen eine Penetranz entwickelt werden kann, die zu einer scheinbaren Dringlichkeit einer Aufgabe führt, die ihr bei objektiver Betrachtung nicht zukommt. Und weil wir so ständig in Eile sind, werden Entscheidungen nicht mehr wohlüberlegt gefällt,  sondern eher zufällig: wer am lautesten und häufigsten schreit, bekommt den Vorrang. Wer wirklich wichtige Aufgaben hat, hat gar keine Zeit, den zur Erreichung einer hohen Priorität notwendigen Aufwand zu betreiben.

Was früher nur in Notfällen stattfand, ist heute die Regel: Wir müssen ganz schnell handeln, ohne zu überlegen. Das führt zu einer Hast ohne Sinne, die wiederum Fehler generiert, die dann mit noch größerer Hast ausgemerzt werden müssen. So nimmt die Hast kein Ende.

Wir sollten uns zumindest die Zeit nehmen, Aufgaben nach dem Eisenhower-Schema zu ordnen und die Durchführung unserer Tätigkeiten dann auch daran zu orientieren. Dabei ist es schwer, sich nicht davon beeinflussen zu lassen, wer wie laut schreit, sondern bei den objektiven Kriterien zu bleiben.

Es gibt noch einen Einfluss der digitalen Medien auf unser Verhalten, das wir kennen sollten. Sie führen nicht nur zur ständigen Verfügbarkeit von Menschen, sondern auch von Informationen, so dass sie auch zum Arbeitsmedium unserer Zeit werden. Es wird vorrangig digital gelesen und geschrieben. Das prägt den Stil unserer Texte: kurze Sätze, kurze Absätze, kurze Wörter, schlampiger Stil. Komplexe, „schwierige“ Texte, kunstvolle Sätze, das was die Kunst des Schreibens oder auch des tiefen Denkens hervorbringt, wird vermieden, da es als langweilig und deshalb irrelevant überlesen wird.

Der Online-Leser liest nach einem Muster, das einem „F“ gleicht: der erste Absatz wird meist ganz gelesen, dann scrollt der Leser weiter, liest einige Zeilen, allerdings nicht bis zum Schluss, um schließlich nur noch die Zeilenanfänge wahrzunehmen. Man kann so schnell viele Texte überfliegen, ohne ihren Sinn zu erfassen. Wirklich wichtige Texte sollte man ausdrucken, auch wenn das dem Grundsatz des „papierlosen Büros“ widerspricht. Dann allerdings sollte man sich die Zeit nehmen, den Text auch zu lesen. Ihn auf den großen Stapel zu legen, den man „irgendwann einmal“ lesen will, erzeugt zwar ein gutes Gewissen, aber kein Wissen.

Übrigens, ich nehme mir die Zeit, die erste Formulierung eines Textes analog mit dem Füller zu Papier zu bringen. So bleibt der Stil flüssig und das Thema wird zusammenhängend dargestellt.

Autor: Roland Scherer

Roland Scherer, Jahrgang 1951, Buchautor, systemischer Personal und Life-Coach. Ausbildung und Zertifizierung zum Psychologischen Berater und Coach. Sein Schwerpunk liegt auf lösungsfokussierte Gesprächsführung, systemisches Denken und Handeln und Aufstellungen. Er praktiziert seit Jahren im Rahmen der Begleitung seiner Klienten Systemische Aufstellungen, wobei er die Systemische Struktur-Aufstellung nach Insa Sparrer und Mathias Varga von Kibéd als besonders hilfreich erfahren hat.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.


1 × 1 =