Die sogenannten High-Performer

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Mann im Zahnrad mit Pfeilen nach obenIch habe an anderer Stelle schon einmal über innengeleitete und außengeleitete Mitarbeiter geschrieben. Dabei habe ich erwähnt, dass außengeleitete Mitarbeiter sich an die Meinungen und Normen einer Firma anpassen, weil sie durch Anerkennung, Prämien und Statussymbole motiviert werden. Aufgrund dieser Anpassung machen sie Karriere und werden dann als High-Performer bezeichnet.

Innengeleitete Menschen dagegen machen sich weniger aus Statussymbolen, sie motivieren sich durch den Flow und die Zufriedenheit bei der Arbeit. Sie interessiert im Wesentlichen die Qualität der Arbeit. Deshalb werden sie als schrullige Sonderlinge angesehen, sie haben wenig Chance auf eine klassische Karriere, sie werden gerne aufs Abstellgleis geschoben und gelten deshalb als Low-Performer.

Ich weiß, dass diese Aussagen nicht durchgängig gelten, es gibt wie immer genügend Gegenbeispiele.  Außerdem ist niemand nur innen- oder nur außengeleitet, die Unterschiede sind graduell, nicht absolut. Aber in der Tendenz stimmen die Beschreibungen mit der beobachteten Wirklichkeit in größeren Unternehmen überein.

Schauen wir uns einmal an, wer im Interesse der Firma die höhere Leistung zeigt. Außengeleitete Mitarbeiter  müssen ständig durch Prämien und teure Statussymbole motiviert werden. Diese Anreize nutzen sich schnell ab und müssen deshalb weiter gesteigert werden. Das Verhältnis zwischen Leistung und Aufwand wird immer ungünstiger.

Der innengeleitete Mitarbeiter motiviert sich selbst, Motivation von außen ist für ihn fast schon eine Beleidigung. Er braucht nur eine Arbeitsumgebung, die Qualität zulässt. Außengeleiteten sind diese Bedürfnisse fremd.  So werden sie nie begreifen, wie eine solche Umgebung aussehen müsste. Da sie die Meinungsmacher in der Firma sind, versuchen sie die anderen so zu motivieren, wie sie selbst motiviert werden. Wenn das nicht klappt, wird Druck aufgebaut, um Höchstleistung zu erzielen. Erhöhter Druck aber macht den Flow in der Arbeit und Zufriedenheit mit ihr unmöglich.

Druck steht einer hohen Qualität der Arbeit entgegen, so werden innengeleitete Mitarbeiter schnell demotiviert. Denn diese wollen ihre Arbeit gut machen. Nur wenn das zugelassen wird, sind sie zufrieden und zeigen Leistung. Außengeleitete interessiert vor allem, ob ihre Arbeit von ihren Chefs gut beurteilt wird, der Nutzen für die Firma ist für sie zweitrangig.

Deshalb sind innengeleitete Mitarbeiter die geeigneten Kandidaten für eine Fachlaufbahn. Da die außengeleiteten oft die Meinungsmacher sind und diese sich aufgrund des von außen betrachtet höheren Prestiges nur für eine Führungslaufbahn interessieren, wird die Fachlaufbahn von ihnen gering geschätzt und somit auch pekuniär unattraktiv gestaltet. Für innengeleitete ist die Fachlaufbahn trotzdem attraktiv, da sie aus ihr den Ruf von hervorragenden Fachleuten beziehen, was ihnen den Status und die Motivation gibt, die sie anstreben.

Um es noch einmal zusammenzufassen:
Außengeleitete Mitarbeiter sind einfacher zu führen, sie handeln eher vorhersehbar – Belohnung rein, Leistung raus. Aber sie sind teuer. Je länger sie dabei sind, umso teurer müssen die Statussymbole werden. Und sie leisten nur die Arbeit, die von ihren Chefs auch gesehen wird, andere Arbeiten bekommen eine niedrige Priorität und werden als lästig möglichst abgeschoben.

Innengeleitete Mitarbeiter hingegen benötigen nur eine Umgebung, in der qualitativ hochwertiges Arbeiten möglich ist. Das ist schwieriger, dazu muss man sich Gedanken machen, aber es ist weniger kostspielig. Dafür werden alle notwendigen Arbeiten gemacht, egal ob sie für einen Chef sichtbar sind oder nicht.

Insgesamt gesehen ist wirklich die Frage, wer als High- und wer als Low-Performer anzusehen ist, wenn man geleistete Arbeit und den von der Firma zu leistenden Aufwand in Relation setzt.

Wenn Sie ein Chef sind, geben Sie auch den innengeleiteten Mitarbeitern den nötigen Raum, auch wenn ihre Führung nicht einfach ist. Sie sind wertvoll für das Team und für Sie, denn sie arbeiten eigenverantwortlich und sitzen Ihnen nicht ständig auf dem Schoss. Und wenn Sie außengeleitet sind, machen Sie sich das bewusst, fragen Sie sich nach den Gründen. Treten Sie  der Gefahr der Manipulation durch Statussymbole entgegen!

Autor: Roland Scherer

Roland Scherer, Jahrgang 1951, Buchautor, systemischer Personal und Life-Coach. Ausbildung und Zertifizierung zum Psychologischen Berater und Coach. Sein Schwerpunk liegt auf lösungsfokussierte Gesprächsführung, systemisches Denken und Handeln und Aufstellungen. Er praktiziert seit Jahren im Rahmen der Begleitung seiner Klienten Systemische Aufstellungen, wobei er die Systemische Struktur-Aufstellung nach Insa Sparrer und Mathias Varga von Kibéd als besonders hilfreich erfahren hat.

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