In die Arbeit gehen wir doch wohl alleine. Niemand begleitet uns. Und wer denkt, ich hätte jemand neben mir gehen?
Sind wir wirklich alleine? Wenn man genau genug hinschaut, dann lassen sich etliche geheime und unsichtbare Begleiter bemerken. Sie werden durch unser Verhalten, vor allem in emotional belastenden Situationen, sichtbar. Aber auch dann bemerken wir sie oft nicht selbst, von anderen sind sie viel leichter zu sehen. Allerdings können Außenstehende nicht wissen, wer die Kontrolle übernommen hat, wenn wir uns nicht mehr wie gewohnt verhalten.
Wer sind also die Begleiter? Es sind Mitglieder unserer Herkunftsfamilie, Eltern und Großeltern, Tanten und Onkel, Geschwister und Nichten und Neffen. Kurz jeder, der in unserer Kindheit für uns eine wichtige Rolle gespielt und uns somit beeinflusst hat. Diese Personen haben uns als Kind geprägt und uns etwas mit auf den Weg gegeben – Glaubenssätze, Bannbotschaften und Antreiber. Und die begleiten uns, wohin wir auch gehen – eben auch ins Büro. Und oft melden sie sich zu den unpassendsten Gelegenheiten.
Einfluss der Kindheit
Mitte der 50-er Jahre haben Psychotherapeuten diese Einflüsse erkannt und festgestellt, dass man das Verhalten und Denken eines Menschen über die Analyse der Herkunftsfamilie viel einfacher begreifen kann, als über die bis dahin nur übliche Psychoanalyse. Und in den 70-er und 80-er Jahre wurde diese Familie immer mehr als System gesehen, in dem jedes Mitglied mit anderen interagiert, andere prägt und von ihnen geprägt wird. Dieses Denken hat sich mehr und mehr durchgesetzt, auch wenn es bis heute Psychotherapeuten gibt, die diese Erkenntnisse nicht in ihre Arbeit mit Klienten und Patienten integrieren.
Es ist das Kennzeichen einer Prägung, dass sie nicht bewusst passiert. Weder der Geprägte noch der Prägende haben somit einen Einfluss auf diesen Vorgang. Das ist der Grund, weshalb Prägungen eine so große Macht über die Geprägten haben, ohne dass diese auch nur davon wissen. Deshalb gehen wir auch als Erwachsene immer noch „am Händchen“ von Papa und Mama ins Büro. Und verhalten uns dort so, wie wir von ihnen geprägt wurden.
Sie wollen das nicht? Sie wollen keine Reaktionen, die weder von Ihren Kollegen noch von Ihnen – im Nachhinein – verstanden werden? Klar, keiner möchte so denken und sich so verhalten wie seine Eltern vor mehr als 30 oder gar 50 Jahren. Das passt nicht in die Zeit und widerspricht unserem Willen, eine eigenständige und erwachsene Person zu sein. Das Verhalten ist einfach weder angemessen noch authentisch. Was also tun?
Verhalten ändern aber wie?
Einfach wird das nicht, es ist Arbeit. Zunächst einmal – beobachten Sie sich! Vor allem bei heftigen, emotionalen Gemütsbewegungen – denn die weisen auf einen Einfluss aus der Kindheit, der Zeit der Prägung hin. Machen Sie sich bewusst, wessen Einfluss das ist, der da aus Ihnen handelt und spricht. Entscheiden Sie, ob Sie diesen Einfluss weiterhin akzeptieren möchten. Nur durch die genaue Beobachtung haben Sie eine Chance, bei entsprechenden Situationen nicht mehr Ihrer Prägung zu folgen, sondern bewusst und eigenverantwortlich zu handeln.
Das geht nicht auf Anhieb. Denken und Verhalten, das durch Prägung übernommen und jahrzehntelang geübt wurde, lässt sich nicht im Handumdrehen ändern. Besonders unter Stress haben wir die Tendenz, in alte Verhaltensmuster zurückzufallen. Wir können uns nur nach dem neuen Muster verhalten, wenn wir uns bewusst sind, wer da gerade die Kontrolle über uns übernehmen will. Manchmal brauchen wir dazu Hilfe – professionelle oder die von guten Freunden, denen wir vertrauen können.
Und manchmal werden wir nicht erkennen, wer oder was die Ursache des unerwünschten und nicht zielführenden Verhaltens ist. Auch dann ist Hilfe angesagt, in dem Fall allerdings vorwiegend professionelle. Wie gesagt, jeder Mensch ist von seinem Familiensystem beeinflusst, das lässt sich nicht vermeiden und ist auch nicht schlimm, wenn man die Einflüsse erkannt hat.
Ziel muss es jedenfalls sein, die unerwünschten Einflüsse der Familie spätestens vor dem Werkstor zu verabschieden, noch besser sollten sie auch im Privaten keine Rolle spielen. Das erwünschte emotionale Familienerbe darf uns gerne begleiten. Aber wir möchten als eigenständige, bewusst entscheidende, autonome Persönlichkeit durchs Leben gehen. Auf dem Weg dahin helfe ich Ihnen gerne, kontaktieren Sie mich.