Bei einer Studie der Harvard University über die Auswirkungen von und den Umgang mit Stress wurden Studenten unter sozialen Druck gesetzt. Unvorbereitet waren die körperlichen Auswirkungen – Herzschlag, Blutdruck, Hormonausschüttung – sehr deutlich. Dann allerdings hat man den Studenten beigebracht, ihre Reaktionen auf Stress positiv zu sehen: wie ein Training, das den Organismus kurzzeitig in Hochspannung versetzt, die kurze Zeit später wieder abgebaut wird. Das sei, wurde ihnen gesagt, gesund für den Organismus.
Gelogen war das nicht, nur war es nicht die ganze Wahrheit. Der Anlass von Stress ist meist in der Außenwelt zu finden, für die Entspannung muss jeder selbst sorgen. Wenn das gelingt, ist Stress tatsächlich gesund, wenn nicht, schädigt er den Körper.
Die Studenten jedenfalls schafften es allein durch ihre veränderte, positive Haltung zu ihrem Stressor die körperlichen Auswirkungen des Stresses zeitlich deutlich zu begrenzen. Ihr Körper wurde nicht dauerhaft unter Hochspannung gesetzt, der Abbau der Stresshormone funktionierte erstaunlich rasch.
Wenn Sie Chef sind, erfahren Sie eine Vielzahl von Stressoren – viel Arbeit, Zeitdruck, häufige Arbeitsunterbrechungen, soziale Differenzen usw. -, die Ihren Stresspegel eigentlich in ungeahnte Höhen schießen lassen müsste. Tatsächlich sind Chefs aber erstaunlich frei von stressbedingten Krankheiten. Sind sie alles Supermenschen?
Chefs haben weniger Stress
Zum einen stimmt natürlich, dass jemand, der gut mit Stressoren umgehen kann, eher Karriere machen möchte und das dann auch schafft. Aber das kann noch nicht alles sein, es ist sozusagen nur sein Startguthaben. Ein zweiter Faktor spielt später die größere Rolle: Je höher Sie in einer Hierarchie stehen, umso wirkungsvoller ist Ihr Tun. Wenn Sie also hart arbeitet, sehen Sie ziemlich bald auch die Wirkung Ihrer Anstrengungen. Stressoren werden also mit Erfolgserlebnissen verknüpft und so wird die Haltung zu ihnen eher positiv.
Anders ist das bei Untergebenen (Ich schreibe hier mit Absicht nicht Mitarbeitern!). Sind sie einflusslos – hat ihr Tun also keine Auswirkungen – werden Stressoren negativ belegt und führen zu Frustrationen, der eine Quelle lang anhaltenden Stresses ist („Ich kann mich anstrengen, wie ich will, es passiert ja doch nichts!“).
Zur Verdeutlichung möchte ich eine Geschichte eines Coachs wiedergeben, die ich letztens gelesen habe. Dieser Coach begleitete einen Geschäftsführer. Der Geschäftsführer beklagte sich bei ihm, dass seine Mitarbeiter mit Problemen zu ihm kämen, die sich dann als nicht sehr schwierig herausstellen würden. Die hätten sie auch selbst lösen können, er jedenfalls hätte sie regelmäßig innerhalb einer halben Stunde vom Tisch. Die Antwort des Coachs: „Glauben Sie nicht, dass Sie besonders pfiffig wären, weil Sie die Probleme so schnell lösen können. Das kommt nämlich nur daher, dass Sie in der glücklichen Lage sind, Anweisungen geben zu können, die dann auch befolgt werden.“
Stressmanagement , um stressige Situationen zu erkennen
Egal, ob Sie Chef sind oder nicht, was können Sie also für sich selbst tun, um Stressauswirkungen zu minimieren? Machen Sie sich klar, dass es keine Erholung ohne Anstrengung gibt. Stress ist also notwendig, damit wir uns erholen können, reine Erholung ohne vorherige Belastung gibt es nicht. Wer das versucht, landet im Boreout. Sehen Sie also die oben beschriebenen körperlichen Auswirkungen von Stress als gesunde Trainingseinheit. Der muss allerdings, wie beim Sport auch, eine bewusste Erholungsphase folgen. Sonst kann sich der Körper nicht regenerieren und das Training bleibt letztlich wirkungslos. Zirkeltraining ist angesagt!
Der zweifellos weltweit teuerste Arbeitsplatz ist der eines Astronauten auf der ISS, jede Minute ihres Aufenthalts ist unglaublich teuer. Deshalb müssen die auch möglichst viel arbeiten. Was glauben Sie, wie lange die Astronauten am Tag arbeiten? 12 Stunden? 14? Oder 16? Die NASA hat lange Untersuchungen über die optimale Arbeitszeit angestellt und ist zu dem Schluss gekommen, dass 8 Stunden Arbeit am Tag mit 2 freien Tagen die Woche zur höchsten Leistung führt, alles, was darüber hinaus geht, ist ineffektiv und fehleranfällig. Acht Stunden! Vierzig Wochenstunden! Und diese Begrenzung wurde nicht aus Menschenfreundlichkeit eingeführt. Eine mögliche Ausbeutung der Astronauten ist sicher die geringste Sorge der NASA, und eine Gewerkschaft gibt es im All nicht. Es geht um maximale Ausnutzung der Arbeitskraft.
Erfolgreiche Maßnahmen einleiten
Soviel zum Thema Arbeitszeit und Erholung. Und was können Sie bei Ihren Mitarbeitern machen? Wie können sie deren Leistung und Stress-Resilienz steigern? Es ist einfach: Geben Sie Ihnen echten Einfluss. Machen Sie es möglich und zeigen Sie ihnen, dass ihre Arbeit Wirkung hat. Hören Sie ihnen zu, so wie Sie wünschen, dass Ihnen zugehört wird! Machen Sie aus jedem Mitarbeiter einen kleinen Chef mit echter Verantwortung für seinen Bereich.
Dazu müssen Sie Ihren Mitarbeitern allerdings vertrauen. Das ist nicht einfach und geht auch nicht von heute auf morgen. Kontaktieren Sie mich, ich begleite Sie gerne auf Ihrem Weg zum Chef 2.0!